12.10.2016 / komba gewerkschaft nrw

komba Reportage: Zwischen Ordnung hüten und Konflikten – Unterwegs mit zwei Ermittlern

Sie kommen, wenn Wohnungen verwahrlost und Gehwege verschmutzt sind, zu lautstark gefeiert wird oder Müllsünder ihr Unwesen treiben. Gemeint sind die Frauen und Männer vom Ordnungsdienst. Zwei von ihnen sind Johannes Brauns und Melanie Duckwitz. Beide arbeiten als Ermittler, beide sind komba-Mitglied und engagieren sich in der Projektgruppe Ordnungs- und Verkehrsdienste. Johannes´ Einsatzgebiet ist die Kölner Innenstadt, Melanie ist in Hennef unterwegs.

Täglich, aber nicht alltäglich
Montagmorgen, 7 Uhr in Köln. Während die Domstadt aufwacht, beginnt Johannes Arbeitstag. Vor ihm liegen zehn Tage im Wechselschichtdienst. Sein Weg führt ihn ins Planungsbüro. Hier läuft alles Wichtige zusammen, dort erfährt er mit wem er Dienst hat und welche Aufträge bearbeitet werden müssen. „Jedes Team hat einen Stadtbezirk. In einer Stadt wie Köln warten die unterschiedlichsten Aufgabengebiete auf uns“, sagt Johannes und wendet sich einem Stapel Bürgerbeschwerden zu. Heute gehören Hundekot auf Spielplätzen sowie Lärm- und Geruchsbelästigung zu den Protesten. Darüber hinaus geht es um Ermittlungen und Kontrollen. So zählt die Personenermittlung dazu, wenn amtliche Schreiben beispielsweise nicht zugestellt werden konnten.

Zur gleichen Zeit in Hennef. Auch Melanie beginnt ihren Arbeitstag. Bei ihr stehen Jugendschutzkontrollen wegen Alkoholgenuss und Aufenthaltsermittlungen auf der To Do-Liste. „Die Arbeitsaufträge laufen beim Innendienst auf, meinen allgemeinen Tagesablauf gestalte ich mit Hinblick auf die Dringlichkeit der Aufträge. Wenn es darum geht, Personen persönlich anzutreffen, verlagere ich meine Arbeitsstunden auch nach hinten“, sagt Melanie. In den frühen Morgenstunden steht bei ihr häufig die Begleitung und Umsetzung von Zwangsräumungen an.

Spontanität gehört für beide zum Jobprofil dazu. Dass, was man sich morgens noch vorgenommen hat, ist zwischendurch schon längst überholt. Akute Beschwerden haben Vorrang genau wie Gefahrenlagen, die Einfluss auf die öffentliche Sicherheit und Ordnung haben. „Einen `normalen´ Arbeitstag gibt es bei uns eigentlich selten. Das liegt an der Vielzahl der Aufgaben und den verschiedenen Dienstformen – Tagdienst, Nachtdienst, Streife. Das macht den Job gleichzeitig so interessant“, sagt Johannes. Dringende Situationen kennt auch Melanie. Dann heißt es auch für sie: Das Tagesgeschäft muss erstmal warten.

Ob Großstadt wie Köln oder kleinere Stadt wie Hennef, Dokumentation der Ermittlungen muss sein. Johannes beziffert den Zeitaufwand im Außendienst auf rund 75 Prozent, 25 Prozent entfallen auf Schreibarbeiten.

Diskussionen gehören zum Berufsalltag
Die Situationen in denen sich die Ordnungshüter häufig wiederfinden sind heikel. Konflikte sind vorprogrammiert, wenn sie einen Verstoß aufdecken und das Gegenüber es, wie nur allzu oft, anders sieht. „Ich bin im Bereich Deeskalation geschult und gehe mit Empathie in Konfliktsituationen, dennoch kommen Auseinandersetzungen vor. In solchen Momenten wünsche ich mir, dass ich im Dienst nicht alleine bin“, sagt Melanie, die an ihrem Dienstort eine Einzelkämpferin ist. Die Arbeit im Team ist für Johannes ein wichtiges Kriterium. Dennoch kennt auch er körperliche und verbale Auseinandersetzungen aus seinem Berufsalltag. Vor allem im Sommer, wo in Köln an zentralen Plätzen bis spät in die Nacht gesessen, geplaudert und getrunken wird, haben die Ordnungshüter keine Rechtsgrundlage einzugreifen, solange der Einzelne nicht zu laut ist. „Die gebetsmühlenartigen Versuche, die Besucher zum Verlassen des Platzes aufzufordern, das Unverständnis, dass uns entgegenschlägt und das Wissen, unsere ordnungsbehördlichen Mittel bringen uns in diesen Fällen nicht weiter, ist in solchen Momenten schon frustrierend“, erzählt Johannes.

Kein Job wie jeder andere
Doch das Interesse am nicht ganz alltäglichen Job überwiegt. Abwechslungsreich, komplex, spannend und herausfordernd – das sind Eigenschaften, die Melanie und Johannes mit ihrem Job als Ermittler verbinden. Gerade schwierige Einzelfallentscheidungen mit Grundrechtseingriffen erfordern immer wieder eine genaue Bewertung und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Ein stressiger Job, der ihnen viel abverlangt. Umso mehr genießen sie freie Tage, um Kraft zu tanken. Johannes verbringt seine Zeit mit Frau und Sohn. Melanie reist mehrmals im Jahr auf Klettertour in die Berge.

Trotz der Leidenschaft für ihren Beruf sehen beide Verbesserungspotenzial. Deshalb setzten sie sich in der komba-Projektgruppe gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen für bessere Aus- und Weiterbildungskonzepte sowie Maßnahmen zum Schutz vor gewaltsamen Übergriffen ein.

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